Blick zurück auf die Fußballgeschichte der DJK Abenberg. Bericht und Bilder von Karlheinz Hiltl

Rückblick von der Erstgründung (1920) bis zur den
erfolgreichsten Jahren der Fußballgeschichte (1978/79)
der DJK Abenberg

Fussball Geschichte DJKAbenberg 04

 

„100 Jahre (1920-2020) DJK Abenberg“. Wie hatte sich der rührige, 1.046 Mitglieder (Stand 01.11.2019) zählende und größte Sportverein im Stadtgebiet auf dieses einzigartige Vereinsjubiläum im Juli vor zwei Jahren gefreut. Doch die Covid-19-Pandemie und das erlassene Verbot der Bayerischen Staatsregierung für alle Großveranstaltungen stellte die Feierlaune im Jubiläumsjahr auf „Null“.

Selbst die Hoffnung, die Feierlichkeiten im Sommer 2021 nachholen zu können, zerschlug sich für Georg Laußer, dem 1. Vorsitzender des Vereins seit 2010, und seinem ehrgeizigen Vorstandsteam. Dabei hatten sich alle so darauf gefreut. Denn was der Verein seit seiner Wiedergründung im Jahre 1958 geschaffen hat, ist aller Ehren wert.

Neben den sportlichen Erfolgen und Großereignissen entwickelte sich ein beeindruckendes Sportzentrum, dessen sportlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt das DJK-Sportheim (seit 1974) und die DJK-Halle (seit 1986) sind. Zeitgemäße Sportstätten zu besitzen, das war schon immer ein Markenzeichen der Abenberger DJK. In den letzten beiden Jahren dominierten die Erinnerungen für die fast ausschließlich ehrenamtlich Tätigen an all die Jahre, die geprägt waren von sportlichen Aufs und Abs in den Abteilungen und Sparten und die unvergessenen geselligen Stunden sowie die vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen.

 

Fußball in der DJK Abenberg: Ein Rückblick auf die erfolgreichsten Jahre

Die dominierende Sportart, sozusagen das „Aushängeschild“ des Vereins, wie der unvergessene 1. Vorsitzende Karl Biburger (+1993) während seiner Amtszeit (1970 bis 1993) immer zu sagen pflegte, war schon bei der Erstgründung im September 1920 (bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Jahr 1935) der Fußball (damals neben Turnen).

Ab der Wiedergründung im Jahr 1958 war dies nicht anders. Die ersten Jahre waren hart und voller Niederlagen. Anlass für Franz Kornbacher, dem langjährigen Vereinsschriftführer und Chronisten, Woche für Woche unter die im Schaukasten veröffentlichte Mannschaftsaufstellung zu schreiben: „Wichtiger als der Sieg ist die Teilnahme!“ (in Abwandlung eines Zitates von Pierre de Coubertin, dem Mitbegründer der Olympischen Spiele der Neuzeit).

Doch dann trug die wertvolle Aufbauarbeit der Trainer Anton Hufmann sen. und Josef Mohrholz Früchte. Bereits nach nur fünf Jahren, in der Spielzeit 1962/63, gelang der Mannschaft unter Trainer Karl Hiltl nach einer beeindruckenden Saison der Aufstieg in die B-Klasse.

 

Die 70er Jahre waren die bisher erfolgreichsten

Einen weiteren Erfolg hatten die Fußballer, nachdem Oskar Wechsler 1971 die Mannschaft als „fast Absteiger“ übernahm und sie innerhalb eines Jahres an die Spitze der B-Klasse heranführte. Davor hatten Albert Zimmermann (Schwabach) und Helmut Prinz (Nürnberg) die Mannschaft trainiert.

Nach Interimstrainer Helmut Pellissier schaffte John Scherfese als Spielertrainer 1974 den zweiten Tabellenplatz und über die Relegation den Aufstieg in die A-Klasse.

Für die größten sportlichen Erfolge aber zeichnete Willi Müller (Schwabach) verantwortlich, der unmittelbar nach dem Aufstieg als neuer Trainer verpflichtet wurde. Dank der großen Einsatzbereitschaft der Spielleitung von Georg Haubner und Gerd Löffert zusammen mit Vorstand Karl Biburger sowie der hervorragenden Jugendarbeit der letzten 17 Jahre bis dato von Anton Hufmann sen. stieg 1977 die DJK als überlegener A-Klassenmeister in die Bezirksliga Mittelfranken Süd auf. Ein Jahr zuvor hatte Müller’s Mannschaft dieses Ziel nur knapp verfehlt (trotz des besseren Torverhältnisses war sie Zweiter geworden mit nur zwei Punkten Rückstand hinter dem TV 21 Büchenbach).

Schon ein Jahr nach dem Bezirksligaaufstieg fand man sich auf dem dritten Platz in der Tabelle wieder. Im gleichen Jahr noch gelang der DJK eine einzigartige und nicht für möglich gehaltene Leistung: Nach drei Siegen auf Bezirksebene (TV Leinburg 2:0 n. V., DJK Mitteleschenbach 2:1 und FSV Stadeln 3:0) zog sie in die erste Hauptrunde des bundesweiten DFB-Pokals ein. Als Gegner zugelost wurde der Erstliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98. Wer dabei war wird das Spiel nie vergessen.

 

Sensationelles 1:4 des mittelfränkischen Bezirksligisten beim Bundesliga-Aufsteiger

„Ein Sonnentag für die DJK Abenberg. Fußballfans waren begeistert“ titelte das Schwabacher Tagblatt damals den Bericht von Karlheinz Hiltl über das Duell, das am 5. August 1978 gegen die „Lilien“ im Stadion am Böllenfalltor ausgetragen wurde. 2.300 Zuschauer wollten den ungleich scheinenden Kampf des Bezirksligisten gegen den Bundesliga-Neuling sehen. Fanclub-Vorsitzender Edwin Wechsler organisierte drei Busse für die 120 Mitreisewilligen aus der 3000 Einwohner zählenden Burgstadt. Weitere Fans folgten in Privatautos in die 255 Kilometer entfernte südhessische „Stadt der Wissenschaft“.

Niemand der Mitgefahrenen konnte glauben, dass die von Trainer Willi Müller glänzend eingestellte Amateur-Mannschaft mit TW Otto Holzschuh, Hans Hofmann, Franz Fuchs, Kurt Weitzel, Georg Hallmeyer, Klaus Habermann (67. Franz Göttler), Günther Habermann, Karlheinz Hallmeyer und Gerhard Meyer sowie den Neuzugängen Rudi Eckstein und Michael Reitschuster gegen die „Feierabend“-Profis (TW Rudolf, Kleppinger, Kalb, Westenberger, Frey, Bremer (60. Lindemann), Drexler, Eigl, Weber, Cestonaro, Weiß) zur Halbzeit nur 0:3 nach Toren von Weber (14.), Cestonaro (35.) und Kleppinger (43.) zurück lag.

Eine kleine Sensation war dann das überraschende, aber durchaus verdiente 1:3 in der 75. Spielminute durch Günther Habermann gegen die Schützlinge von Trainer Buchmann, die an diesem Tag von seinem Co „Schlappi“ Klaus Schlappner betreut wurden. Als es schließlich nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Clarius nur 1:4 (Torschütze Weber, 80. Min.) stand, fühlte sich das für die Fans an wie ein Sieg. Dementsprechend ausgelassen wurde gefeiert.

 

 

Favoritenschreck DJK Abenberg

Dass dieses Ergebnis nicht von ungefähr kam und alles andere als eine Eintragsfliege war, zeigte der Rundenstart in das neue Spieljahr. Ein Favorit nach dem anderen musste gegen die DJK aus Abenberg Federn lassen (u. a. ASV Zirndorf, TuS Feuchtwangen, TSV Weißenburg, ASC Boxdorf, SpVgg Ansbach, TSV Roth, SC Grundig Fürth). Nur der FC Stein durchbrach die Serie mit einem 1:0-Sieg.

Die Herbstmeisterschaft im Spieljahr 1978/79 (27:7 Punkte) vor dem TSV Weißenburg (25:9), und den punktgleichen TuS Feuchtwangen und FSV Bad Windsheim (beide 22:12) machte Hoffnung auf eine äußerst spannende Rückrunde, und die wurde es allemal.

Die Zuschauer kamen in Scharen. Das aggressive Angriffsspiel der DJK-ler, die intelligenten, öffnenden Pässe eines lauffreudigen Mittelfeldes und die knochenharte, kompromisslose Abwehr mit zwei bärenstarken Torhütern (Ludwig Erath und Otto Holzschuh), die abwechselnd mit ihren Paraden so manchen Gegner zur Verzweiflung brachten, zogen schon mal 1000 und mehr fußballbegeisterte Zuschauer/innen an den Spielfeldrand.

 

Zum Meisterstück reichte ein Punkt im letzten Saisonspiel

Am Ende der Saison wurde es nach einer 2:3-Niederlage bei der SpVgg Ansbach dann doch noch mal knapp. Ein Wechselbad der Gefühle durchlebten die Fans im letzten Saison-Spiel beim MTV Fürth. Nach nervösem Beginn gewannen die Abenberger aber die Oberhand. Reitschusters Führungstor in der 70. Min. wurde zwar in der 81. Min. durch einen umstrittenen Foulelfmeter egalisiert. Doch dieser eine Punkt reichte, die Meisterschaft in der Bezirksliga Süd (46:18 Punkte, 80:48 Tore) einzufahren. Mit dem Einzug in das Bezirksliga-Endspiel gegen die SpVgg Jahn Forchheim (Meister Bezirksliga Nord) ging es nun um die Bezirksmeisterschaft und um den Aufstieg in die Landesliga.

 

Nach 120 starken Minuten hätte der Sieger auch Abenberg heißen können

Auf neutralem Platz in Langenzenn war der Nordmeister am Pfingstsonntag vor 3000 Zuschauern haushoher Favorit. Die erste Halbzeit überstand der Südmeister aus Abenberg bei drückender Hitze mit etwas Glück und einem überragenden Torhüter Ludwig Erath prächtig, bis in einer kurzen Sturm- und Drangperiode der Liberianer Paul Broh, ehemals Lizenzspieler bei der SpVgg Fürth, das Leder nach einem Freistoß über die Linie drückte (41. Min.).

So richtig zu tun bekam Jahn-Keeper Koltzenburg erst nach der Pause. Gegen einen äußerst platziert getretenen Elfmeter von Spezialist Günther Habermann (64. Min.) war er machtlos. In der Verlängerung mussten die Zuschauer bis zur 117. Minute auf die Entscheidung warten. Erneut war es Paul Broh, dem nach einer gefühlvollen Flanke der Forchheimer Siegtreffer gelang und mit dem verbundenen Landesliga-Aufstieg dafür sorgte, „dass der Fußball-Himmel in Forchheim und Umgebung voller Geigen hängt“, wie die Tageszeitung hinterher berichtete.

„Nach der Verlängerung sind wir heute als der glücklichere Sieger vom Platz gegangen“ lautete der Kommentar von Trainer und Clublegende Ferdinand Wenauer bei der anschließenden Pressekonferenz. Lobende Worte fand er vor allem für Abenbergs Torhüter Ludwig Erath und Libero Kurt Weitzel, die beide eine hervorragende Partie boten.

DJK-Trainer Willi Müller meinte zur Niederlage seines Teams, dass wohl die „richtige“, nicht aber die bessere Mannschaft gewonnen habe (laut Bericht „heino“). Auch seine Mannschaft hätte nach der hervorragenden Leistung in der zweiten Halbzeit und in der Verlängerung einen Sieg verdient gehabt.

 

Nach 4:1-Sieg über Regensburg keimte neue Hoffnung

Mit dem verlorenen Endspiel um die Bezirksmeisterschaft war der Traum vom Aufstieg in die Landesliga Mitte und damit in die zweithöchste Amateurklasse für die Abenberger aber noch nicht ausgeträumt. Souverän besiegte der Bezirksliga-Vize auf der neutralen Anlage des SC Pommelsbrunn den Post SV Regensburg mit 4:1 nach Toren von Youngster Bernd Paul (48. Min.), Rudi Eckstein (50.) und Michael Reitschuster (72. und 88.). Mit dem 0:1 (38.) in den ersten 45 Minuten hatten die Oberpfälzer die drückende Überlegenheit der Mittelfranken noch konterkariert. Mit diesem Sieg stand nun das Tor wieder weit offen für den dritten Aufstieg binnen fünf Jahren.

 

Aus-der-Traum: Abenberg unterliegt Landshut in Kelheim 0:2

Das alles entscheidende Match für die DJK zur Ermittlung des vierten Aufsteigers in die Landesliga Mitte neben Jahn Forchheim, SV Weiden und SC Zwiesel fand gegen die SpVgg Landshut in Kelheim statt. Bis zur Halbzeitpause führten die bis dahin überlegenen Niederbayern mit zwei unglücklichen Toren aus Sicht der Abenberger 2:0. Das Aufbäumen der an diesem Tag ungewohnt müde wirkenden Burgstädter dauerte nur dreißig Minuten, dann nahm der Gegner das Heft wieder in die Hand und kehrte siegreich dorthin zurück, von wo er ein Jahr vorher abgestiegen war.

 

Letzte Hoffnung: Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde

Ein Funke Erfolgs-Hoffnung nach der furiosen Saison 1978/79 blieb noch: Wie im Vorjahr der Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde auf Bundesebene.

Auf Bezirksebene waren der TSV Wassertrüdingen (5:3) und der TV Hilpoltstein (6:2) bereits bezwungen. Zwischen dem Pflichtspiel Nr. 1 am 5. August vor 44 Jahren beim SV Darmstadt 98 und der 41. Begegnung zuhause gegen den A-Klassisten SV Heng lagen 39 Spiele mit tollen Überraschungen und zugegeben auch ein paar Enttäuschungen. Vereinsvorstand und Fans waren sehr zuversichtlich, die letzte Hürde auf dem Weg dorthin auch noch zu überspringen.

Doch die 0:1-Niederlage gegen Heng verhinderte die Wiederholung des Einzugs in die Hauptrunde auf Bundesebene. Ob der vom Schiedsrichter versagte Elfmeter nach deutlichem Handspiel kurz vor Schluss daran schuld war? Man weiß es nicht. Am Ende fehlte das Quäntchen Glück, das halt manchmal auch gebraucht wird.

Was der DJK blieb ist eine Torbilanz von 107:67 in 41 Pflichtspielen. 27 Begegnungen wurden gewonnen, elf verloren, dreimal trennte man sich unentschieden. Typisch für ein Team, das in jeder Situation eine Entscheidung suchte. Oftmals aufgrund einer hervorragenden Kondition erst in der zweiten Halbzeit (wie Harald Büttner in seinem Bericht über die Vorstellung der Fußballmeister 1978/79 in der NZ schrieb).

Aktuell (Spielsaison 2022/23) spielt die erste Mannschaft der Burgstädter mit wechselndem Erfolg in der Kreisklasse Neumarkt/Jura Nord, das obere Tabellendrittel fest im Visier. Damit ist und bleibt die Spielsaison 1978/79 die bisher erfolgreichste in der inzwischen über 102-jährigen Fußball-Geschichte der DJK Abenberg.

 

Bericht und Bilder: Karlheinz Hiltl